Der Gesundheits-Blog für Entscheider

Führungskraft braucht Selbsterkenntnis

 

Projektmanagement, Strategischer Einkauf, Controlling, Bilanzierung, Agiles Führen, Zeitmanagement, Moderation, Präsentationstechniken, Krankenrückkehrgespräche, und vieles mehr.

Was lernen Führungskräfte nicht alles vor und auch während ihrer Führungszeit.

Bestimmt wichtige und nützliche Inhalte, was die Sachebene und den Aspekt der Effizienz anbelangt.

 

Doch neben diesen beiden Ebenen existieren gleichermaßen die Beziehungsebene und die Effektivität.

Und diesbezüglich sind Führungskräfte eher weniger trainiert.

 

Nein, das wird ganz bestimmt kein Führungskräfte-Bashing, wozu auch?

Doch dürfen wir an dieser Tatsache nicht länger vorbeischauen, wenn wir der rapiden Zunahme psychischer und psychosomatischer Erkrankungen im Arbeitskontext etwas entgegensetzen möchten.

Wobei es gar keine Frage mehr ist, ob wir das möchten, oder nicht.

Die obligatorische "Psychische Gefährdungsbeurteiling" schreibt uns mittlerweile vor, uns stärker mit PSYCHE zu befassen, um neben der körperlichen auch die psychische Gesundheit zu gewährleisten.

Wie wir jemals auf die Idee kamen, beide Aspekte voneinander zu trennen, ist eine andere Frage.

 

Aber zurück zum Thema:

warum trainieren wir Führungskräfte - im Vergleich mit den Sach- und Effizientthemen - so wenig in Beziehungs- und Effektivitätsaspekten?

Ist die Beziehungsebene weniger entscheidend als die Sachebene?

Reicht es aus, die Dinge richtig zu tun, anstatt gleichermaßen dafür zu sorgen, dass wir auch die richtigen Dinge tun?

 

Hat der Mensch und sein (Zusammen-)Leben nicht mehr Beachtung verdient?

Oder liegt es daran, dass die Beziehungsebene nicht so leicht zu vermitteln ist wie die der Sachinhalte?

Eine menschliche, harmonische und gleichermaßen konstruktive, effiziente und effektive Beziehungsebene als Führungskraft gestalten zu können, braucht (tiefe) Selbsterkenntnis.

Denn im Kontakt mit unseren Mitmenschen, im Arbeitskontext Mitarbeitende genannt, begegnet und stets das eigene Selbst.

Und nicht selten - gerade in kritischen Situationen - die "Schattenseiten" dieses Selbst.

Dann "stehen wir neben uns", "fahren aus der Haut", "erkennen uns selbst nicht wieder", "werden vom Teufel geritten".

Prägungen, Konditionierungen und erlernte - oft unbewusste - Verhaltensmuster aus der Vergangenheit übernehmen die Kontrolle über unser Selbst.

 

Nur wer sein Selbst kennt, kann diese "Fremdsteuerung" beeinflussen, die Zügel wieder in die Hand bekommen, selbstwirksam bleiben.

Doch wo sind die Weiterbildungen für Führungskräfte, in denen sie intensiv mit sich selbst konfrontiert werden?

In denen sie ihr Selbst - mit allen Licht- und Schattenseiten - kennenlernen und spüren können.

 

Führungskräfte, die in der Lage sind, auch in kritischen Situationen ihre innere Harmonie und ihren inneren Frieden zu bewahren, können auch im Außen Harmonie und Frieden gestalten. Führungskräfte, die sich selbst mit all ihren Anteilen, verletzten und gekränkten inneren Kindern annehmen, aussöhnen und wertschätzen, können diese Wertschätzung auch ihren Mitmenschen zukommen lassen.

Und wie uns unterschiedlichste Untersuchungen zeigen, hat dies enorme Auswirkungen, denn die meisten Menschen verlassen ihren Arbeitsplatz nicht wegen zu geringer Bezahlung, sondern wegen "mangelnder Wertschätzung".

 

Selbsterkenntnis-Trainings könnten somit auf unterschiedlichen Ebenen positive Auswirkungen zeigen:

 

   - Führungskräfte wären in ihrem Innenleben ausbalancierter und harmonischer

   - Führungskräfte wären in der Lage, Beziehungen zu ihren Mitarbeitenden harmonischer zu gestalten

   - durch "wertschätzendes Miteinander" könnte ein gesünderes Arbeitsklima entstehen

   - Mitarbeitende müssen sich nicht nach einem wertschätzenderen Umfeld umsehen; Fluktuation kann vermieden werden

 

Doch all das braucht intensives Training und stetes Üben, Üben, Üben.

Beziehungsebene kann nicht "auswendig gelernt" werden. Sie darf täglich praktiziert werden, mit Kopf und Herz, im Innen und im Außen.

Doch sollten wir damit beginnen, ganz nach der Inschrift über dem Apollo-Tempel in Delphi:

 

                Erkenne Dich selbst

 

Denn Führungskraft braucht Selbstwahrnehmung, Selbstreflexion und Selbsterkenntnis.