Die Führungskraft: EIn Lebewesen
Die Führungskraft, ein Lebewesen. Der Mitarbeiter, ein Lebewesen. Der Betriebsrat, ein Lebewesen. Das Personalwesen, eine Ansammlung lebender Wesen.
Jedes der oben genannten Lebewesen war ich selbst in bestimmten Phasen meines Lebens. Nicht immer habe ich mich als Lebewesen erkannt und behandelt gefühlt.
Nicht selten war es die Funktion, die wahrgenommen wurde, nicht der Mensch dahinter. Nicht der ganzheitliche Mensch mit all seinen VIER Aspekten, die wir im ersten Blog kennengelernt haben.
Nicht als bio-psycho-soziales und spirituelles Lebewesen.
Nicht mit meinen Bedürfnissen, Werten, Gefühlen, Glaubenssätzen, Prägungen, Hoffnungen, Wünschen......
Diese Aspekte hatten im Arbeitskontext nur wenig Raum.
Aufgabenerfüllung, Stellenbeschreibung, Zielvorgaben, Tradition, Hierarchie, Wachstum, Rendite und vieles mehr standen im Vordergrund.
Der Mensch im Mittelpunkt: eine Marketingstrategie. Die gelebte Realität ist eine andere.
Nein, ich will nicht "Schwarzmalen", kein Klagelied anstimmen, den "Jammerlappen" nicht aktivieren.
Gleichermaßen möchte ich die Realität nicht verschleiern. Wäre der Zahnarzt, der den Eiterherd an der Wurzel schön redet eine Unterstützung?
Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt. Seine Funktion steht im Mittelpunkt, er selbst wird oft zum Mittel(PUNKT!).
Anders ließen sich die Untersuchungsergebnisse auch nicht erklären, die uns zeigen, dass die meisten Menschen ihren Arbeitsplatz wegen mangelnder Wertschätzung wechseln. Mangelnde Wertschätzung als Lebewesen. Als Mensch mit Werten, Bedürfnissen, Gefühlen, Hoffnungen, und und und.
Menschen wollen in ihrer Ganzheit wahrgenommen und wertgeschätzt werden, nicht nur als "Produktionsfaktor".
Entgegen aller - für die Öffentlichkeit produzierten - Hochglanzbroschüren ist der Mensch jedoch kaum im Fokus.
Die Produktion muss aufrechterhalten und die Maschinen ausgelastet werden. Rund um die Uhr.
Das ist bedeutsam.
Danach kommt das Lebewesen.
Warum diese Zeilen?
Wir stellen eine rapide Zunahme psychischer und psychosomatischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft fest. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind bereits davon betroffen.
Diese Entwicklung betrifft auch die Menschen in Unternehmen, Mitarbeiter und Führungskräfte gleichermaßen.
Doch wie gehen wir mit dieser Situation um? Stellen wir die entscheidenden Fragen? Ziehen wir die entscheidenden Schlüsse und leiten NOTwendige und sinnvolle Maßnahmen daraus ab?
Oder bewahren wir uns die Illusion, den Menschen bereits in den Mittelpunkt gestellt zu haben, indem wir ihm in der Kantine gesünderes Essen kredenzen, ihm Ruheräume oder "Chillout Zones" im Unternehmen einrichten, Laufgruppen und mobile Massage am Arbeitsplatz offerieren?
Steht der Mensch dadurch im Mittelpunkt?
Oder beginnen wir irgendwann damit, WIRKLICH menschliches Leben und Zusammenleben im Arbeitskontext zu gestalten, und somit GESUNDES Leben?
Das Lebewesen MENSCH ist ein Wagen mit VIER Rädern. Alle VIER wollen betrachtet, integriert, wertgeschätzt und gefördert werden.
Wenn wir dieses Wissen in Taten umsetzen, können wir gemeinsam etwas gegen immer "kränker" werdende Strukturen unternehmen.
Gesellschaftlich und auf betrieblicher Ebene.
Ich wünsche uns allen ein gesundes und resilientes NEUES JAHR.
Wolfgang Roth